Freitag, 29. März 2019

Winter und Kälte - und das erste Fohlen!

Nun hatte es mich doch erwischt. Eine richtig böse, gemeine, schmerzhafte Erkältung, die sich dann auch noch für eine Woche bei mir einnistete. Und das kalte, windige Immer-noch-Winter-Wetter eignete sich wenig, um gesund zu werden. Während ich hustete und schniefte und die Nächte mit Minusgraden aufwarteten, schien Heliades Bauch immer seltsamere Formen anzunehmen. Der Unterstand wurde mit goldgelbem Haferstroh ausgepolstert und schließlich war die erste Nachtwache angesagt, Erkältung hin, Erkältung her.

Zur Abendfütterung zwei Tage später blieb Heliade aus. Mir war sofort klar, was zu tun sein würde, schnellstens fütterte ich den Rest der Herde, sperrte sie in den Unterstand und rannte zum Heuplatz. Die Vorderbeinchen waren schon da, alles sah gut aus, also zog ich mich wieder zurück, viele Pferde möchten bei der Geburt nicht beobachtet oder gar gestört werden und bisher waren Heliades Geburten immer sehr gut verlaufen. Ich fütterte und tränkte weiter, bei der nächsten Kontrolle lag das Fohlen schon im Heu und ich entfernte vorsichtig die Eihäute. Ein gar nicht so kleines Füchschen mit breiter Blesse. Wieder ließ ich Mutter und Fohlen alleine, rief den Tierarzt an. Sicher ist sicher.

Nun schien alles ganz schnell zu gehen, das Fohlen war noch nicht einmal eine halbe Stunde alt und stand bereits auf, erste wacklige Schritte, eine besorgte Mutter, die es ableckte. Bei minus 3 Grad und kaltem Wind hätte ich mir die Geburt natürlich im Unterstand gewünscht, aber meine Erfahrung zeigt, daß auf meinem Hof fast alle Fohlen unter freiem Himmel geboren wurden. Nun, der Tierarzt würde schon helfen, die zwei in den Unterstand zu manövrieren - und da stand er auch schon, strahlend und staunend und gratulierte zum großen, kräftigen Stutfohlen. Und prompt wurde er gebraucht: Heliade war nervös, weil das Fohlen die Zitze nicht schnell genug fand, wandte sich dem Fohlen zu - und natürlich verschwand damit das Euter vor der kleinen rosigen Fohlennase. Der Tierarzt stemmte sich also gegen das Hinterbein der Mutterstute - ich schob das neugeborene Stütchen unter den Bauch und schon wurde laut schmatzend die erste Milch getrunken, so schnell hatte noch selten ein Fohlen das Euter gefunden.
geboren am 06.03.2019 - Mutter Heliade / Vater Lancelot

Jetzt aber wurde es schwierig: wir mußten den Rest der Herde aus dem Unterstand und Mutterstute und Fohlen hinein lotsen - ausgerechnet Leni stellte sich quer und wurde vom Tierarzt ordentlich ausgeschimpft. Sie hatte vor 3 Jahren schon einmal "Tante" für Heliades Fohlen Linus gespielt und hatte diese Rolle gerne übernommen. Dazu war es allerdings noch deutlich zu früh. Kaum im Unterstand rubbelten und rieben wir das Fohlen mit Handtüchern und Stroh ab, es war einfach sehr kalt und der Energieverlust bei so kleinen neugeborenen Tierchen ist nicht zu unterschätzen. Aber die Kleine wußte viel besser, was Kraft spendet: schon trank sie wieder warme Muttermilch und nun beruhigte sich auch Heliade. Kälte oder nicht: halbstündlich besuchte ich die beiden, bis ich ganz sicher war, sie über Nacht alleine lassen zu können. Die Erkältung versuchte ich, mit heißem Tee einzuschüchtern, das Fohlen ging natürlich vor.



erster Ausflug nach draußen


Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder anders aus: ein im Unterstand hüpfendes Fohlen, das aber auch sofort an mir interessiert war, eine völlig beruhigte Mutterstute, die sich loben und streicheln ließ. Noch wenige Tage würden sie von der Herde getrennt bleiben, da das Wetter nun wirklich keine Rangkämpfe um den Unterstand zuließ: es goß in Strömen und ich wollte sicher sein, daß die Kleine jederzeit ein Dach über dem Kopf haben würde, wenn es nötig wäre.



Die Krankheit hielt mich noch einige Tage von Höhenflügen ab, dann aber wurde gepackt. Die Pferdemesse in Helsinki stand an und so einiges hielt mich dann doch in Atem. Der per Vorkasse bezahlte Transporter stand auf einmal doch nicht zur Verfügung, die eine Helferin sagte ab, das Packen ging bei weitem nicht so schnell, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber am Ende ist alles gut - und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. So war es dann auch.

Helsinki Horse Fair 2019 - der Verkaufsstand war wunderschön und ein voller Erfolg
Meine winzige Firma  HobuLove hatte einen wunderschönen, großen Stand auf der Messe und tatsächlich kamen wir mit dem Verkaufen kaum hinterher. Die zuckerfreien Leckerli werden in Finnland hoch geschätzt und auch die berühmten HAAS Bürsten waren wieder sehr gefragt. Alles in allem: eine erfolgreiche Messe, die wieder einmal viel Spaß gemacht hat.

Auf dem Heimweg allerdings spürte ich, welchen Preis ich dafür entrichten würde - die Fohlengeburt mit ihren 5 Stunden bei minus 3 Grad, die immer noch nicht ausgeheilte Erkältung... mehr als eine Woche lang lag ich flach. Alle verfügbaren Hausmittelchen wurden angewendet vom heißen Bad über Inhalieren bis zum Fettwickel, dazu dann literweise ungesüßter Tee. Ich hoffe, dieses Mal mit mehr Erfolg.

die ersten Stare sind da!
.... und wieder eine heimatlose Katze
Denn natürlich geht das Leben auf Hargo Talu weiter! Die ersten Stare singen, die Kraniche tanzen hinten am Wald, die Gänse sind schon durchgezogen und nun endlich ist der Schnee geschmolzen. Langsam, langsam lassen sich erste Frühlingsboten erahnen. Das kleine Stütchen rennt zwischen ihrer Mutter und der Herde hin und her und genießt die ersten Sonnentage. Der bereits vor einigen Wochen erblickte neue Gast hat sich offenbar inzwischen eingelebt - schon wieder wurde eine Katze hier ausgesetzt: eine dunkelgraue Schönheit mit goldgelben Augen, mißtrauisch und scheu.





nun schon 3 Wochen alt, ein Kuscheltier
Für mich heißt es trotz allem erst einmal, die nächste Veranstaltung in Finnland vorzubereiten, dieses Mal geht es 200 km nördlich von Helsinki nach Tampere - dort wartet die größte Pferdemesse Finnlands auf meine Pferde-Leckerli. Wie immer habe ich das Gefühl, noch unglaublich viel packen zu müssen und wie immer habe ich Bedenken, etwas zu vergessen, aber das gehört zu den Messen einfach dazu. Auch wenn die nächsten Tage wirklich anstrengend werden, freue ich auf die Messe.

3 Kommentare:

Gerald Wolf hat gesagt…

Das süßeste Fohlen der Welt und wieder ein ganz toller Hobulove-Stand! Viel Erfolg bei der nächsten Messe in Tampere!

Unknown hat gesagt…

Dein Monatsbericht steht noch aus...😊🤗

Ute Wohlrab hat gesagt…

... und schon ist er da!!!