Dienstag, 7. Mai 2019

Frühlingsregen und Zwangspause und ein Abschied...

Endlich regnet es und innerhalb weniger Tage wurden die Birken zu hellgrünen Wolken, duftete der Giersch rund ums Haus und ich lege eine kleine Pause ein, um von Hargo Talu zu berichten. Die Pause ist nicht ganz unfreiwillig, aber davon später.

Zuallererst stand die riesige Pferdemesse in Tampere an - mein kleiner knallrosa Stand würde dieses Mal richtig ins Auge stechen, hatte ich doch neue Rückwände bestellt und wollte auch einige neue Ideen umsetzen. Dieses Mal fuhr ich ganz alleine, die sehr plötzliche Absage meiner Helferin, für die ich ja sogar ein Hotelzimmer gebucht hatte, hatte mich doch ziemlich getroffen. Aber vor Ort wartete schon Eeva auf mich, kurz darauf kamen Heli und Leeni und blitzschnell war der bis unters Dach millimetergenau beladene Kleinbus ausgeräumt und der Stand aufgebaut. Mit so motivierten und fröhlichen Helfern war auch die Messe und der zeitweilig unbeschreibliche Andrang leicht zu meistern - und als plötzlich der Besucherstrom abriß, war die Veranstaltung auch schon zu Ende. Ein voller Erfolg für meine kleine Firma!

Zurück in der Waldeinsamkeit und bei den Pferden schöpfte ich wieder Ruhe. Eeva war aus Tampere mitgekommen und ihre ruhige Art und ihre praktische Hilfsbereitschaft halfen beim Einleben. Doch irgendetwas fehlte... Zur Fütterung tauchte Katinka nicht wie gewohnt im Speicher auf, laut schnurrend und maunzend ihr Döschenfutter einfordernd. Irgendetwas an ihrem Fehlen stimmte nicht. Wir suchten und riefen.

Katinka 2015 - ein winziges Kätzchen
Ich mußte daran denken, wie vor fast 4 Jahren mein Hund Pauline vor der Scheune wachte und ein winziges, weghuschendes, abgemagertes Kätzchen gefunden hatte. Sofort brachte ich Katzenfutter und beobachtete mit einigem Abstand, wie hungrig dieses kleine Tierchen alles verschlang. Erst später sollte ich entdecken, daß Katinkas Unterkiefer deutlich verkürzt war und sie wohl ohne Paulines Entdeckung in Kürze verhungert wäre. Sie war sehr scheu, aber schon nach wenigen Tagen wartete sie vor der Scheune, strich um "ihre Pauline", maunzte und schnurrte. Ihr prüfender Blick wurde freundlicher, auch ich wurde irgendwann umschnurrt. Nie wollte sie ins Haus, sie hatte ihre Nester auf dem Heuboden.

Katinka an der Speichertüre


Und immer wartete sie im Speicher auf mich... Ich weiß nicht, wie alt Katinka war, als sie auftauchte, aber ich weiß, daß sie ohne Pauline diese Jahre hier auf dem Hof nicht hätte erleben können. Und so hatte sie doch ein schönes Katzenleben mit vielen Mäusen (die sie für mich säuberlich aufreihte) und ihren Freiheiten. Nun ist sie ganz sicher im Tierhimmel und umschnurrt Pauline - dieser Gedanke tröstet mich...








Auf dem Hof machte sich der Vorfrühling bemerkbar, wenn auch das Grün noch auf sich warten ließ, kamen herrliche sonnige Tage, die Hühner konnten nun nach draußen und genossen erste Staubbäder und winziges frisches Grün, die Pferde standen träge blinzelnd in der Wärme und das wollige Fohlen wurde selbständiger, entfernte sich von Mutter Heliade, ärgerte Leni - und endlich war der richtige Name gefunden: Lesja. Ein Souvenir meiner letztjährigen Ukraine-Reise, die Dichterin Lesja Ukrainka hatte in der kleinen Stadt gelebt, in der ich übernachtete.



Und wenn alles läuft, erste Pläne geschmiedet werden, Arbeiten vorbereitet und geplant, dann spuckt einem das Leben in die Suppe. Ein nächtlicher Unfall, ein scheuender Hengst, ich unter den Hufen, nicht fähig aufzustehen, zitternd, nach Luft ringend... und mußte doch zum Wasserhahn, das Wasser lief noch... irgendwie kam ich an, irgendwie brachte ich die Eimer in den Speicher, irgendwie schaffte ich es ins Haus. Die Knochen waren ganz geblieben, die eine Rippe stach, ich kühlte das rechte Bein, konnte selbst kaum hinsehen. Der Schock half mir, Schlaf zu finden. Mir war klar, daß mir nun schwierige Wochen bevorstehen würden. Die Schmerzen waren auszuhalten, ich war zwar ständig müde, das Gehen ging aber mit jedem Tag besser und ich staune, wie ich die Pferde trotzdem so gut versorgen konnte. Natürlich wird die Heilung noch längere Zeit in Anspruch nehmen, aber diese Zwangspause ist nicht nur schrecklich und schlimm. Man schätzt seine Gesundheit, seine Unversehrtheit mit einer anderen Dankbarkeit und mir hilft immer, eisern vorwärts zu schauen. Wenn in 3 Wochen Lenis erstes Fohlen kommt, bin ich ganz sicher wieder richtig gut zu Fuß.