Sonntag, 11. August 2019

Endlich wieder da!

Wenn es eines nicht wird auf meinem kleinen Hof Hargo Talu, dann langweilig. Und ich versuche einmal, der Reihe nach zu erzählen - ganz so viele Bilder habe ich dieses Mal allerdings nicht, noch gibt es da kleine Probleme. Aber wie versprochen: der Reihe nach.

Schon am 12. Juni sollte die letzte Nachtwache stattfinden, endlich war es da, ein kleines, sehr zierliches kastanienbraunes Fohlen mit einem Blick, der Steine erweichen könnte. Was für ein goldiger kleiner Kerl. Mitunter etwas unbeholfen sortierte er die offenbar zu langen Hinterbeine, die schafften es manchmal nicht so recht, dem neugierigen Näschen hinterherzulaufen. Da war die Kuscheldecke, die ins Mäulchen gesteckt werden mußte, dann konnte man herrlich eine Schaufel von der Schubkarre stupsen und alles inspizieren, auch Mamas Futterkrippe wurde immer wieder gründlich untersucht. Damit hat Hargo Talu einen richtigen kleinen Thronfolger bekommen, der inzwischen die ganze Stutenherde für sich eingenommen hat und immer wieder eine andere "Mami" rekrutiert, die auf ihn aufpassen muß. Hassan(chen) ist wirklich ein kleiner Herzensbrecher, nicht nur für uns Menschen...



Nun endlich nahm auch Gestalt an, was ich hier im Blog erfolgreich verheimlicht habe und was "nur" ein Anfang sein soll: vor zwei Jahren hatte es im frühen Herbst praktisch 2 Monate ununterbrochen geregnet. Mein Galgenhumor, mir ein U-Boot bestellen zu wollen, weil ich die Pferde sonst nicht mehr füttern könne, wurde mir mit der Zeit selbst bitter. Es waren trübe, regenverschleierte Tage, die Felder konnten diese Wassermassen nicht mehr aufnehmen und bis in den Frühling sollte ein riesiger See mitten in einer Koppel an diese Wasserkatastrophe erinnern, wo schließlich sogar eines Morgens zwei Singschwäne herumpaddelten, begleitet von seltenen Wasservögeln wie Flußstrandläufern, Wildenten und dem großen Brachvogel... diese Wetterlage hatte schließlich schwerwiegende Folgen. Fast alle Unterstände begannen abzusinken, teilweise konnte ich die Türen nicht mehr öffnen, die Dächer verzogen sich. Natürlich wäre an Reparatur zu denken gewesen, die Dächer könnte man ja auch anheben, aber mir war klar, daß mich immerwährende Baustellen erwartet hätten.

Ab 20. Mai ging es los. Meine Ideen und Sonderwünsche wurden durchgesprochen, schweigen wir über die Kosten, damit wird der Ersatz meines über 20jährigen Geländewagens erst einmal in weite Fernen gerückt und auch so manche andere dringende Anschaffung zum unerfüllbaren Traum. Aber was sein muß, muß eben sein. Und so wurden die am meisten eingesunkenen zwei Unterstände abgerissen.






Immer wieder stockte die Arbeit, wurde Material nicht geliefert, machte uns allen die ungewöhnliche Hitze zu schaffen - und doch: Ende Juni waren beide Unterstände fertig, höher als die früheren Gebäude, die Dachträufe nun zur Seite (was sich beim nächsten Gewitter als richtige Entscheidung erweisen sollte), mit ordentlichem Fundament und verdichtetem Kiesbett unter den Böden. Als ich sie gestrichen hatte und erste Fotos machte, war ich selbst völlig hingerissen, auch wenn Beleuchtung und Haken für meine Gerätschaften noch fehlen. Natürlich träume ich davon, die nächsten beiden Unterstände in Angriff zu nehmen...

Anfang Juli kam Eva (die drei richtig guten Bilder in diesem Blog sind von ihr) und griff mit zu. Kaum hier, war sie schon mehr oder weniger eingearbeitet und so konnten wir nach wenigen Tagen Leni mit der kleinen Veruschka zur Pferdeklinik bringen - wieder sollte sie besamt werden. Während die kleine Veruschka alle begeisterte, benahm sich Leni dieses Mal in der Klinik ziemlich unmöglich, also waren dort alle froh, als sie schon nach wenigen Tagen wieder heimgeschickt werden konnte. Und da passierte es... das Halfter riß, das Seil mit dem Karabiner schoß auf mich zu und... knallte auf meine rechte Hand. Wie sehr ich blutete, merkte ich erst, als ich Leni eingefangen und angebunden hatte und das Fohlen wieder zu ihr manövriert - und nicht etwa am Schmerz, sondern an den entgeisterten Blicken von Eva. Ab zum Wasserhahn, Blutung mit kaltem Wasser gestoppt, Pflaster drauf und fertig. Leni war auf einmal kooperativ, ging innerhalb weniger Minuten auf den Hänger und wir fuhren nach Hause.

Veruschka wird von Lesja begeistert begrüßt

Dort wartete schon der LKW mit den üblichen 38 Rollen Heu, die ich mit dem Traktor abzuladen hatte. Schmerzmittel und ran an die Arbeit. Allerdings... am nächsten Morgen war die Hand dann so blau, daß ich mich nicht mehr belügen und mit Durchhalteparolen trösten konnte. Ab zur Klinik und das Röntgenbild war dann so eindeutig, daß mir das Ausmaß der Katastrophe klar wurde - der vom Karabiner zerschmetterte Knochen würde einen Gips brauchen. Und zwar, wie mir versichert wurde, mindestens 4 Wochen. Unter den Elektrozäunen war nicht gemäht worden, die neuen Zaunpfosten standen immer noch unberührt herum, ich konnte selbst mit eisernem Willen vieles einfach nicht mehr selbst machen. Eva band mir die Schuhe und tröstete nach Kräften. 4 Wochen...

Ganz ehrlich: ohne Eva und ihre Zuversicht und vor allem ihr beherztes Anpacken wäre dieser Zwischenfall wirklich zur Katastrophe geworden. Dann kam auch noch mein Lebensgefährte und so konnte ich immerhin einen Teil der Zeit mit tatkräftiger Hilfe überbrücken. Aber dann... 9 Tage allein auf dem Hof. Ich konnte nicht abspülen, das Umrühren des Hühnerfutters war kaum zu koordinieren, vieles blieb für mich einfach ein unlösbares Problem, so sehr ich auch improvisierte.

Irgendwie schaffte ich es dann doch und seit 3 Tagen ist der Gips ab - was natürlich nicht bedeutet, daß ich sofort mit der Motorsense losziehen könnte. Im Gegenteil. Die Finger fühlen sich an wie Fremdkörper, sind steif und schmerzhaft, ich habe wenig Kraft in der rechten Hand. Manche Arbeiten werden also noch warten müssen, bei anderen brauche ich Hilfe. Aber so ungeduldig ich sein mag: es geht weiter!