Montag, 18. Februar 2019

Blauer Himmel!

Seit dem letzten Lebenszeichen ist nun doch einige Zeit vergangen, der Winter fordert mich jedes Jahr aufs Neue heraus und wenn die Kältegrade dieses Mal auch nicht wagten, unter minus 20 zu fallen, so war es nun eben der Schnee, der beinahe endlos fiel und alles in seinem weichen, weißen Flaum hüllte. Die gesamte Schneehöhe diesen Winter dürfte fast einen Meter betragen, wobei zwischendurch kurze Tauwetter-Zeiten die Einschätzung erschweren. Und die machten meine Arbeit nicht leichter: alles wird spiegelglatt und der Traktor rutscht an der Heurolle vorbei, anstelle sie aufzunehmen. Nun aber scheint der Frühling sich zu nähern, blauer Himmel und die ersten wirklich wärmenden Sonnenstrahlen kündigen ihn an.

Diese Eintragung wird leider nur von wenigen Bildern begleitet sein - meine Kamera ist mit Schnee eindeutig überfordert. Sie kann leider nicht festhalten, wie wunderschön überall Eiskristalle strahlen und glitzern.
Hela, Umbra, Heliade, Leni

Die Pferde sind begeistert von diesem verschneiten, herrlichen Winter. An milderen Tagen liegen sie im Heu, blinzeln in die Sonne und die Entscheidung, Kraftfutter zu wollen, fällt vor allem Hesperide jeden Tag etwas schwerer. Am Ende siegte der Futterneid, sie kam dann doch gähnend und langsam angeschlichen. Die wärmende Sonne bringt nun Bewegung in die Herden, alle scheinen voller Übermut und viel zu schnell für meine Kamera wird getobt, gebuckelt, gerannt.



Heliade - hier beim Schneebaden - wird immer runder und breiter und ich kontrolliere sie jeden Abend mit kritischem Blick, da das genaue Deckdatum nicht bekannt ist. Es steht nur fest, daß spätestens in 2 Monaten... und das ist nicht mehr so lange hin, wie es klingt.


Linus und Helikon im Gegenlicht

Ihr Sohn Linus von Lancelot, nun schon fast 3jährig, wächst zu einem wunderschönen
Hengst heran. Er ist sichtlich überglücklich, nun endlich seinen kleineren Gefährten Helikon zum Spielen und Toben überreden zu können. Nun stiebt der Schnee und die beiden zeigen herrliche Galoppwechsel, es ist einfach wunderschön, ihnen zuzusehen. Leider für meine Kamera ein Problem, aber beim Fressen sind sie ja auch schön anzusehen.



Uteha - zu schnell für meine Kamera


Ausgerechnet meine beiden Ukrainerinnen aber freuen sich unbändig über den Schnee. Uteha tobt mit einer Lebensfreude, die ich der scheuen Stute nicht zugetraut hätte - und Sibirchen bewies mit ihren tollen Bewegungen auch mal wieder, warum ich ausgerechnet dieses seltsame, menschenscheue Tierchen so unbedingt nach Estland holen mußte. Das kleine Stütchen ist noch immer völlig unberührbar, aber inzwischen kommt sie sofort zu mir, wenn ich ihren Unterstand betrete, folgt mir auch problemlos und läßt sich mit Gesten sehr schön dirigieren. Aber jedem direkten Kontakt, jeder Berührung weicht sie blitzschnell aus, offenbar ist Streicheln für sie bedrohlich und dann versucht sie, mich durch Anlegen der Ohren oder sogar Beißen auf Distanz zu halten.

Sibiria, das kleine Sorgenkind
 Mein Füttern aus der Hand war ein guter Anfang, immer wieder auch so, daß ein kurzer Körperkontakt unvermeidlich war. Später kam leichtes Antippen der Nase dazu, mehr ließ sie nicht zu. Mitunter wußte ich nicht mehr, wie es weitergehen sollte, aber kaum sah sie mich, stand sie sofort am Zaun und schien auf mich zu warten. Und dann hätte ich dieses wollige Kuscheltier am liebsten in den Arm genommen...  Trotz allem vermeintlichen Stillstand: irgendwann schien mir ihr Blick ruhiger, ihr Ausweichen ein wenig langsamer zu werden. Gestern die große Überraschung: Sibiria erlaubte mir erstmalig ohne Zurückweichen mehrfach mit dem Finger über ihren Hals streichen. Sie blieb völlig ruhig stehen, wartete ab, bewegte sich nicht. Kein Drohverhalten, keine angelegten Ohren, kein Beißversuch. Sie stand einfach da und ließ es geschehen. Ich konnte es kaum fassen. Wir werden sehen, wie es weitergeht - ihr Mißtrauen kann jederzeit wieder hervorkommen. Aber wir haben etwas erreicht. Für Sekunden. Irgendwann werden wir Minuten daraus machen...

Nun bei eiskalten, klaren, mondhellen Nächten und tagsüber sonnigem Tauwetter wird der Winter von Hargo Talu ein bißchen verabschiedet. Noch immer ist alles weiß und die beachtlichen Schneeberge werden noch lange tauen, die Zufahrt ist spiegelglatt. Aber die Birken scheinen gelblich-rötlich zu schimmern und manches Weidenkätzchen wagt sich schon hervor. Bis zum Frühling wird es hier noch 1-2 Monate dauern. Aber die Vorboten sind schon zu entdecken.



Hargo Talu im Schnee mit Birke und Lebensbaum

Keine Kommentare: